ERFOLGSFAKTOREN UND RESILIENZFAKTOREN MITTELSTÄNDISCHER UNTERNEHMEN

Deutschlands Mittelstand 2020 - so arbeiten kleine und mittlere Unternehmen an ihrem Erfolg von morgen!

Der Mittelstand fungiert als Herz und Seele der deutschen Wirtschaft. Der Erfolg von kleinen oder mittleren Unternehmen hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, die den Erfolg wesentlich beeinflussen. Mit der Frage nach der Quantifizierbarkeit des Erfolgs beschäftigt sich die Oskar-Patzelt-Stiftung und der dazugehörige Wettbewerb des „Großen Preis des Mittelstandes“, bei dem jährlich die besten Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet werden. Die aufgenommenen Daten zeigen, was KMU erfolgreich macht und welche Faktoren zu ihrem Erfolg beitragen.

Seit 1994 würdigt die Oskar-Patzelt-Stiftung mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ innovative Unternehmen in der Öffentlichkeit. Durch die Unterstützung von rund 200 ehrenamtlichen Helfer:innen ist es möglich, umfangreiche Daten aufzuarbeiten und Faktoren einer erfolgreichen Unternehmenszukunft zu analysieren.

Abb1

Abbildung 1: Übersicht in Zahlen; Darstellung RKW Deutschlands Mittelstand;
Quelle Oskar-Patzelt-Stiftung

Im Wettbewerbsjahr 2020 wurden bundesweit 4.970 Unternehmen nominiert, von denen 533 die Juryliste erreichten und 97 eine Auszeichnung erhielten. Die Unternehmen werden nach fünf Wettbewerbskriterien (OPS-Netzwerk 2020a) von der Jury bewertet.

 

Doch was macht KMU genau erfolgreich? Anhand der untersuchten Kennzahlen sowie Befragungsergebnissen ergibt sich, dass die besten KMU einen Ertrag von durchschnittlich zehn Prozent erzielten, bei einer Eigenkapitalquote von 45 Prozent.

Für die Gesamtentwicklung im Unternehmen spielen besonders die Faktoren Geschäftsmodellentwicklung, Digitalisierung, Strategie und Nachfolge eine wichtige Rolle. Dies kann besonders auf die in der Covid-19 Pandemie ausgelösten Herausforderungen zurückgeführt werden, da die bisherigen Faktoren für den Gewinn nicht ausreichend waren und nun neugedacht werden mussten. Dies geschieht beispielweise durch eine neue strategische Ausrichtung und Expansion in neue Nationen, als auch durch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Ebenso wird ausreichend Stabilität benötigt, um in Zeiten multipler Herausforderungen weiter bestehen zu können und Chancen der Krise zu nutzen.

Bedingt durch den demographischen Wandel ist auch die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen von Bedeutsamkeit. Employer Branding, eine gute Führung und Personalverantwortung wurden als wichtigste Faktoren hervorgehoben, was sich auf die wandelnden Anforderungen junger Fachkräfte auf dem kompetitiven Arbeitsmarkt zurückführen lässt.

Für das Kriterium Innovation und Modernisierung steht eine agile Organisation, die Optimierung von Prozessen, IT-Sicherheit und ein Kreativitätsmanagement im Fokus. So können Unternehmen nicht nur gerüstet sein für kommende Krisen, sondern setzten sich auch im aktuellen Wettbewerb durch. Durch eine agile Arbeitsweise und eine verstärkte IT-Struktur, können die Beschäftigten mobil arbeiten und den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. 2020 investierten mittelständische Betriebe (bis 50 Mio. Euro Umsatz) rund 1,74 Mio. Euro in die Innovation und Modernisierung, 2022 sind es bereits 3.070.688 Mio. Euro. Um neue Marktpotenziale sofort nutzen zu können, hat die Offenheit gegenüber neuen Technologien ebenfalls hohe Priorität. Mit innovativen Ideen rücken in KMU verstärkt statt Produkt- auch Prozessinnovationen in den Fokus.

Des Weiteren ist die Einbettung in den lokalen Kontext der Unternehmen nicht zu vernachlässigen. 2020 war jedoch ein gesunkenes Engagement zu beobachten, bei einer gleichzeitigen Fokussierung auf einzelne nachhaltige Projekte. Unternehmer:innen wissen, dass für eine erfolgreiche Arbeitsleistung auch Glück und Zufriedenheit aus dem sozialen Umfeld geschöpft wird. Durch zielgerichtete Förderungen und Initiativen kann so der Gesellschaft auch etwas zurückgegeben werden. Beispielsweise zeigen die Unternehmen durch die Unterstützung des Sports eine regionale Verbundenheit und machen als potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam.

Die abschließenden Netzwerkarbeit, ausreichend und gepflegte Vertriebskanäle, Value Creation sowie Kundennähe sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Bereich Marketing und Service (3% Ausgaben für Marketing bei KMU), da der Mittelstand stets neue Wege sucht erfolgreich zu bleiben und dies entsprechend zu kommunizieren, weshalb der Kundenkontakt dauerhaft gesucht und gepflegt werden muss.

Im Vergleich zum Jahr 2022 ist zu erkennen, dass die genannten Erfolgsfaktoren stets von höchster Priorität sind, jedoch immer mehr der thematische Scope auf alle Faktoren fällt, statt die besondere Gewichtung auf einzelne.

Deutschlands Mittelstand #2: So meistern kleine und mittlere Unternehmen erfolgreich Krisen

Die folgende Studie beschäftigt sich mit dem Begriff Resilienz im Kontext des Deutschen Mittelstandes und wie dieser mit aktuellen Herausforderungen und gesellschaftlichen Problemen umgeht. Dazu wurden verschiedenen Resilienzprofile von Unternehmen erfasst und analysiert, auf welche Bereiche – je nach Unternehmensgröße – der Fokus gesetzt wird. Die Größenunterscheidung orientiert sich an der obigen Abbildung 1.

 Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Systems, nach einem externen Schock wieder in die Ausgangssituation zurückzukehren. Die Definition kann nach Anwendungsfeld unterschiedlich aufgefasst werden, sie beschreibt in Bezug auf Organisationen jedoch zunehmend die Fähigkeit zur eigenen Transformation und die Nutzung von Potenzialen einer Krise für die zukünftige Arbeitsweise. Auch in einem Online-Artikel von Springer Professional wird auf das Problem hingewiesen, dass sich aus der uneinheitlichen Definition „keine direkten Handlungsoptionen ableiten lassen.

Resiliente Unternehmen kommen durch sechs „Resilienz-Domänen“ zum Ausdruck:

  1. Fähigkeit, Bewusstsein für sein Umfeld zu entwickeln (Bewusstsein)
  2. Elemente der Stabilität, welche Resistenz ermöglichen, Planbarkeit fördern sowie die Freistellung von Ressourcen für Investitionen begünstigen (Stabilität)
  3. Offenheit für Veränderungen, gegebenes hinterfragen, Anpassung vornehmen (Veränderung)
  4. Betonung und Förderung von bestimmten Verhalten gegenüber Strukturen und Regeln, welche eine Flexibilität ermöglichen (Verhalten)
  5. Antrieb zu kontinuierlichem Wachstum, Veränderung in eigenen Märkten bewirken (Wachstum)
  6. Primat der Leistung, das Effektivität und Effizienz in den Vordergrund stellt (Leistung)

Um individuelle Resilienz-Profile für unterschiedliche Unternehmensgrößen zu charakterisieren, wurden zunächst 667 Unternehmen nach jährlicher Umsatzhöhe in vier Betriebsgrößen (sieh Abb. 1) aufgeteilt. Mit Hilfe von Natural Language Processing, wurden die in den Fragebögen am häufigsten genannten Schlüsselbegriffe identifiziert. Aus diesen Daten schloss sich eine Vergleichsanalyse zwischen den Domänen.

Kleine Unternehmen betonen überdurchschnittlich oft die Rolle von „Bewusstsein“ und „Veränderung“ für den eigenen Erfolg. Resilienz bedeutet damit für diese Unternehmensgröße vor allem das Erkennen von Risiken, aber auch Chancen sowie Agilität und Geschwindigkeit in der Anpassung an dynamische Marktumfelder.

Abb2

Abbildung 2: Resilienzprofil für kleine Unternehmen (bis einschließlich 10 Mio. Euro Umsatz)

Abb3

Abbildung 3: Ausgewählte Kennzahlen für Unternehmen bis einschließlich 10 Mio. Euro Umsatz,
Quelle Oskar-Patzelt-Stiftung

Für mittelgroße Unternehmen spielt die klassische Vorstellung von Resilienz als „Stabilität“ die größte Rolle. Gegenüber kleinen Unternehmen gewinnt die Institutionalisierung von resilientem Verhalten in Form von Regeln, Normen und formalisierten Wertvorstellungen an Bedeutung.

Abb4

Abbildung 4: Resilienzprofil für mittelgroße Unternehmen (11 bis einschließlich 50 Mio. Euro Umsatz)

Abb5

Abbildung 5: Kennzahlen für Unternehmen von 11 bis 50 Mio. Euro Umsatz, Quelle Oskar-Patzelt-Stiftung

Größere Unternehmen zeichnen sich durch eine relative Häufung von „Bewusstsein“ und „Wachstum“ über Resilienz, möglicherweise auch in Form von Professionalisierung u. a. im Rahmen des Risiko- und Compliance-Managements oder Lieferketten aus.

Aufbauend auf der Domäne „Stabilität“ können kleinere Unternehmen mit ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Faktoren überzeugen, um Krisen zu meistern. Größere Unternehmen zeichnen sich durch ausdifferenzierte Rollen sowie Funktionen aus, welche ein Risiko- und Krisenmanagement beinhalten.

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Abbildung 6: Resilenzprofil für größere Unternehmen (51 bis einschließlich 100 Mio. Euro Umsatz)

Abb7

Abbildung 7: Resilienzprofil für größere Unternehmen (ab 100 Mio. Euro Umsatz)

[1] https://www.springerprofessional.de/krisenmanagement-/expansion/was-den-mittelstand-so-resilient-macht/20406024

 

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